DER BRENNINGER | JÄGER STATT SAMMLER

Für Brenninger beginnt der Ski-Winter stets im Sommer.

Und zwar während der Tennis-Trainerstunden. Denn in jenen hebt er die verschlagenen und quer über den Court verstreuten Bälle jeweils einzeln auf, einen nach dem anderen, um die Filzkugeln in des Coaches Kübel rück zu transferieren. Er sammelt die Bälle nicht auf seinem Schläger wie die meisten Tennisspieler(innen), sondern widmet sich ihnen wie gesagt einzeln. Erstens, weil er kein Sammler, sondern Jäger ist. Und zweitens:

Weil es dabei jedes Mal gilt, eine Kniebeuge zu absolvieren – welch‘ erstklassige Oberschenkelschulung! Was vielen als blöde Mühsal dünkt – Bälle aufsammeln – betrachtet Brenninger als fabelhaftes Muskeltraining. Und erinnert sich dabei an Rosi Mittermaier, die Olympia-Queen von 1976, die auf der Winklmoosalm bei Reit im Winkl aufwuchs und für den Gastbetrieb des von den Eltern betriebenen Hauses als Teenager eine Bier- und Limo-Kiste nach der anderen aus dem Keller zum Schankraum empor zu schleppen hatte. Was für Mühe! Nicht für die Rosi: „Ich habe das als Training betrachtet – und schon hat es Spaß gemacht.“

Vielleicht sollte man alle unliebsamen Arbeiten, die das Leben so mit sich bringt, auf ihren Trainingseffekt-Gewinn hin abklopfen. Dann avancieren Hasstätigkeiten vielleicht zu Lusttätigkeiten. Im Grunde so ähnlich, dachte Brenninger, wie ein schlauer Erkenntnisgewinnler es mal formulierte: „Wer seine Arbeit liebt – braucht sein Leben lang nicht zu arbeiten.“

Mit dieser Weisheit im Schädel, die fälschlicherweise immer Konfuzius zugeschrieben wird, stieg Brenninger auf sein Fahrrad, um wohin zu fahren? Genau. In die Arbeit. Doch immerhin der Weg dorthin, die Strampelei, war schon mal keine Arbeit, sondern ein Training. Also vergnüglich.

„Ob Rennrad-Profis das wohl genau so sehen?“, fragte sich Brenninger, bei Rot an der Kreuzung stehend. Doch ehe er detailliert darüber sinnieren konnte, sprang die Ampel auf Grün. Und mit einem JU-HUUUU trat er in die Pedale – „Arbeit, ich komme!“.

Jupp Suttner

 

Wer den Brenninger nicht kennt: Der ist  47 Jahre jung, 1,77 m groß, bisweilen bis zu 80 kg schwer und ein typischer Freizeitsportler. Er ist auch oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag auf Reise-Stories.de – niedergeschrieben von Jupp Suttner. Wobei schon allein am Alter ersichtlich ist, dass der Autor NICHT der Brenninger ist. Wer genau hinter B. steckt – wer weiß das schon…

Written By
More from Jupp Suttner
DER BRENNINGER | DER FC BAYERN UND DIE BALL-QUARANTÄNE
Bisweilen war Brenninger wie ein Kind. Was die großen Stars vormachten –...
mehr lesen
Leave a comment