DER BRENNINGER | DER FC BAYERN UND DIE BALL-QUARANTÄNE

Bisweilen war Brenninger wie ein Kind. Was die großen Stars vormachten – musste ER unbedingt nachmachen.

Bestes Beispiel: der gestrige Montag. Da stieg der FC Bayern wieder ins Training ein. Ohne Tackling und so weiter. Keine richtigen Übungs-Matches. Nur zur Ballgewöhnung.

Ja nun – und was macht der Brenninger? Denkt angesichts des FCB-Wiedereinstiegs sofort an seine Bolzball-Kick-Clique und dass er sich gefälligst darauf vorzubereiten habe, wenn es wieder los gehe mit dem Freizeit-Fußball! Sie starteten die Saison ja stets am ersten Montag nach dem Ostermontag.

Dieses Mal würde es zwar erst der erste Montag nach dem Ostermontag von 2021 werden, aber Brenninger hielt es da mit der Diplona-Haarausfall-Reklame: „Es ist nie zu früh – und selten zu spät.“ Und begann deshalb mit der Ballgewöhnung:

Zog sein FCB-Trikot mit der Beflockung BRENNINGER an, schlüpfte in seine adidas-Treter und betrat den Trainingsplatz. Also den Garten. Ganz leichte Übungen zuerst:

Einfach den Ball mit dem Fuß in der Höhe halten, was im bayrischen Jargon „dipfeln“ heißt, aber keinesfalls mit einem anderen Begriff für dieses Wort verwechselt werden darf. (bayerisches-woerterbuch.de: „…nach da Disco hod a d’ Resi sauba dipfelt!“)

Kickerisch dipfeln jedenfalls bedeutet: den Ball etwa 20 bis 30 cm in die Höhe dipfeln. Zuerst mit dem rechten Fuß, dann mit dem linken, dann wechselnd. Und Brenninger jubilierte – es funktionierte noch wie letzten Herbst! 10 x, 21 x, dann Rekord: 32 Mal!

„Juhuuuu!“, freute er sich, stupste den Ball nun etwa zwei Meter in die Höhe – und konnte, als die Schwerkraft die Plastikkugel wieder nach unten dirigierte, einfach nicht mehr anders:

Er MUSSTE! MUSSTE!! MUSSTE!!!

Den Ball jetzt mit VOLLER Wucht und der GANZEN Kraft seines Spanns von unten nach oben dreschen – um eine Kerze zu produzieren. So dass der Ball gewissermaßen kerzengerade (daher der Name) nach oben stieg – und bei der Rückkehr in etwa dort landen würde, wo der abfeuernde Schütze, also der Brenninger, stand.

Der Ball stieg auch in die Höhe und stieg und stieg – bog aber plötzlich, eine Windböe?, oder doch eine zu lange Winterpause für Brenningers Kick-Gefühl?,  nach rechts ab. Wie ein Slice beim Golfen. Und landete im Nachbargrundstück.

Und dort liegt die Kugel immer noch. Niemand des Nachbarhauses wagt das runde Fremde anzufassen – „neun Tage, dann ist die Kontaminationszeit für Gegenstände vorbei. Dann werfen wir ihn zurück!“, beschied keifend der gegnerische Hausblockwart über den Zaun hinweg.

„Hoffentlich erfolgt der Rückwurf dann mit Handschuhen dran!“, bangte Brenninger, „denn sonst muss der Ball ja auch bei mir dann zuerst mal wieder in Quarantäne!“

Der arme Ball.

Aber was sein musste, musste sein.

Dann ging Brenninger ins Haus und wusch sich die Hände.

In Unschuld.

Wie immer.

Jupp Suttner

 

Wer den Brenninger nicht kennt: Der ist  47 Jahre jung, 1,77 m groß, bisweilen bis zu 80 kg schwer und ein typischer Freizeitsportler. Er ist auch oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag auf Reise-Stories.de – niedergeschrieben von Jupp Suttner. Wobei schon allein am Alter ersichtlich ist, dass der Autor NICHT der Brenninger ist. Wer genau hinter B. steckt – wer weiß das schon…

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